29. März 2019
Die jetzt veröffentlichte Studie „Industrie 4.0 in der Zementindustrie –Status quo und Perspektiven“ der RWTH Aachen University bescheinigt den deutschen Zementherstellern einen hohen Digitalisierungsgrad im Herstellungsprozess. Dadurch hätten die Unternehmen das Fundament für Industrie 4.0 geschaffen und diese in Teilen auch schon umgesetzt. „Industrie 4.0 ist bei der Steuerung unserer Hauptprozesse heute in vielen Fällen geübte Praxis. Wie die Studie zeigt, bestehen aber noch weitere Potenziale entlang der gesamten Prozesskette“, betont Christian Knell, Präsident des Vereins Deutscher Zementwerke e.V. (VDZ). Herausforderungen für die Umsetzung von Industrie 4.0 sehen die Studienautoren vor allem in der Verfügbarkeit von IT-Fachkräften sowie bei der Internet-   versorgung an den Standorten.

Ziel der Studie ist die Darstellung von Status quo und Zukunftsperspektiven für Industrie 4.0 in der Zementindustrie. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf dem Herstellungsprozess im Zementwerk und der nachgelagerten Wertschöpfungskette. Durch Vor-Ort-Begehungen in den Werken, Workshops und eine schriftliche Umfrage wurde die Industrie intensiv in die Erstellung der Studie eingebunden. Die so ermittelten Praxisdaten wurden anhand eines sechsstufigen Industrie-4.0-Reifegradmodells von der RWTH Aachen bewertet.

Die Studienergebnisse zeigen, dass bei den befragten Unternehmen Informationen fast durchgängig digital vorliegen und übertragen werden können. Somit sind die Anforderungen an die Digitalisierung der Prozesse, die Grundlage von Industrie 4.0, nahezu flächendeckend erfüllt. Darüber hinaus weisen einzelne automatisierte Prozessschritte wie die Klinkerherstellung oder Zementmahlung sogar einen noch höheren Industrie-4.0-Reifegrad auf. „Diese Prozesse werden bereits heute weitgehend autonom gesteuert und im Leitstand kontinuierlich überwacht. Die Mitarbeiter müssen in der Regel nur bei kritischen Situationen aktiv eingreifen“, erläutert Knell.

Eine wesentliche Herausforderung bei der Umsetzung von Industrie 4.0 in der Zementindustrie stellt der Fachkräftemangel dar. „Bereits heute fehlen bei der Hälfte der befragten Unternehmen Mitarbeiter mit informationstechnischem Hintergrund, und der Bedarf steigt“, erklärt Prof. Sigrid Brell-Cokcan von der RWTH Aachen. Zudem seien die häufig zu geringe Internet-Bandbreite an den Werksstandorten sowie Datensicherheitsbedenken wesentliche Hindernisse für den flächendeckenden Einsatz webbasierter Lösungen (z. B. Cloud-Dienste). 

Im Hinblick auf die nachgelagerte Wertschöpfungskette identifiziert die Studie zwei Trends für die Zementindustrie: Die zunehmende Automatisierung bei     Herstellung und Einsatz von Betonen durch neue Technologien in der Beton-   und Bauindustrie sowie die Migration der Baubranche zu einer ganzheitlichen  digitalen Modellierung (Building Information Modeling, BIM). „Die Anforderungen an Baustoffhersteller, detaillierte Produktinformationen in digitaler Form zur Verfügung zu stellen, werden steigen. Zugleich kann die Zementindustrie von  BIM auch als Instrument für die Werksplanung und -instandhaltung profitieren“, betont Brell-Cokcan.

Die Studie ist ein Beitrag der Sozialpartner zur Nachhaltigkeitsinitiative in der deutschen Zementindustrie, die im Jahr 2002 ins Leben gerufen wurde. Sie wird getragen von der Sozialpolitischen Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Zement-industrie e. V. (SPADZ), dem Verein Deutscher Zementwerke e.V. (VDZ) sowie von den Industriegewerkschaften Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Die Initiative arbeitet an Themen, die für die nachhaltige Entwicklung der Branche von zentraler Bedeutung sind. 

01_VDZ-Studie Deutsche Zementindustrie dank hohem Digitalisierungsgrad gut für Industrie 4.0 gerüstet

CCR

Sie können die RWTH-Studie unter Industrie 4.0 in der Zementindustrie – Status quo und Perspektiven direkt herunterladen.